The following article is written in German, because it concerns a linguistic phenomenon that does not exist this way in English. It consists of the equivocation of the term “Wirtschaft” (“economy”), with Unternehmen (businesses, companies). Concretely, many Germans, including German news outlets, economists and politicians, use the term “Wirtschaft” to denote both, business and the economy as such, which obviously does a lot of harm, because it equates the interests of businesses with those of the economy as whole. That obviously occurs in other countries too. However, in Germany (and I suppose Austria and Switzerland) that happens on a linguistic level, which deserves a genuinely linguistic criticism. I will do linguistic criticism as such in the future in English too, under the German label ‘Sprachkritik’.
I think the following essay is interesting for non-German speakers too. Therefore, I invite my non-German readers to use translation technology, such as google’s website translation tool or the DeepL chrome extension.
Nach vielen Jahren der neoliberalen Gehirnwäsche, setzen viele Menschen, einschließlich Journalisten, Politiker und Ökonomen, die Interessen von Unternehmen mit denen der Bevölkerung gleich. Demnach ist, was gut für Unternehmen ist, gut für die Bevölkerung. Dieses Phänomen ist mehr oder minder global, zumindest in kapitalistischen Ländern. Jedoch findet es eine besondere Verschärfung im deutschsprachigen Raum, durch den Sprachgebrauch.
Im Deutschen wird häufig „Wirtschaft“ nicht nur genutzt um auf die Ökonomie, verstanden als Summe von Produktions-, Handels- und Dienstleistungsprozessen und derer Interaktion, zu referieren, sondern „Wirtschaft“ referiert häufig auch auf Unternehmen (businesses, companies). So heißt es z.B., wie zuletzt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass „die Wirtschaft nicht begeistert“ sei, dass Lula der nächste brasilianische Präsident werden könne.[1] Und für viele Deutsche ist „freie Wirtschaft“ ein anderer Ausdruck für (private) „Unternehmen“, in Absetzung u.a. vom staatlichen öffentlichen Dienst.
Was dies offensichtlich auf einem rein sprachlichen Level problematisch macht, ist, dass Unternehmen, insbesondere private Unternehmen, die nicht mit anderen ökonomischen Unternehmungen simpliciter verwechselt oder gleichgestellt werden sollten, einen speziellen, kontingenten Wirtschaftsakteuer darstellen, zu dem es ethischere und effizientere Alternativen gibt. Wenn wir aber so machen, als ob Unternehmen die Wirtschaft per se repräsentieren, dann sind wir der extremsten Version neoliberaler-kapitalistischer Täuschung erlegen, nach der wirtschaftliche Aktivität nur in der Aktivität von Privatunternehmen vorzustellen ist. Das heißt, der deutsche Sprachgebrauch suggeriert, dass Wirtschaften und Wirtschaft begrifflich-notwendig in privatökonomischer Unternehmensaktivität bestehen. Auf dem linguistischen Level bedeutet das, dass Alternativen zu diesem Wirtschaftsmodel als implizit nicht-wirtschaftlich gedeutet werden können, was im Deutschen darüber hinaus so viel wie wirtschaftlich unrealistisch heißen kann.
Eine „Wirtschaft“ ist deutlich mehr als die Summe unternehmerischer Aktivität, sei diese privat, staatlich oder genossenschaftlich organisiert. Jedoch verleitet die Gleichsetzung von Wirtschaft als Ökonomie mit Wirtschaft als (privat) Unternehmen dies zu übersehen. Das soll nicht heißen, dass Sprachgebrauch allein diese Gleichsetzung nahelegt. Wie bereits gesagt, sehen wir vielerorts durch neoliberale Propaganda die Gleichsetzung der Interessen von (privaten) Unternehmen (businesses, companies) mit denen der Ökonomie. Schlimmer noch, die Begriffe „Wirtschaft“ und „Ökonomie“ („economy“) verdinglichen Prozesse, bei denen es um Menschen geht und deren Nutznießer ausschließlich Menschen (oder andere bewusst-agierende Lebewesen) sein sollten. D.h. die Begriffe „Wirtschaft“ und „Ökonomie“ selbst sind ausgesprochen perfide, da sie Menschen auf dem gleichen Level ansiedeln, wie Ressourcen und Produktionsprozesse—ein Thema, zu dem ich in Zukunft ausführlich schreiben werde. Jedoch, hier im Kleinen anfangend, muss klar werden, dass der deutsche Sprachgebrauch besondere Unklarheit mit sich bringt. Daher sollten wir sprachlich deutlich zwischen Wirtschaft qua Ökonomie und Unternehmen unterscheiden.
[1] https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ex-praesident-da-silva-stellt-sich-in-brasilien-zur-wahl-18337236.html